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Ein Jahr nach dem Jobtausch: Wie die Erfahrung mit einem neuen Genre die Arbeit von vier Profis verändert hat

A black and white landscape photograph of a seascape by sports photographer Marc Aspland.
Von den vier Canon Botschaftern, die das Genre wechselten, um an einem Tag einen Blick in die Landschaftsfotografie zu werfen, hatte die Erfahrung wahrscheinlich die größte Wirkung auf den Sportfotografen Marc Aspland. Seit diesem Tag nimmt er in seiner Freizeit regelmäßig Landschaftsbilder auf. Aufgenommen mit einer Canon EOS-1D X Mark II (ersetzt durch das Nachfolgemodell Canon EOS-1D X Mark III) mit einem Canon EF 24-70mm f/2.8L II USM Objektiv bei 35 mm, Verschlusszeit 30 Sek., Blende 1:16 und ISO 100. © Marc Aspland

Was können Fotografen lernen, wenn sie sich die Zeit nehmen, um ein völlig anderes Genre kennenzulernen? Kann das Fotografieren neuer Motive praktische und kreative Ideen hervorbringen, die Fotografen in ihre eigene Arbeit einfließen lassen können? Das sind die zentralen Fragen, die sich bei einem Canon Ambassador Exchange stellen. Im Rahmen eines solchen Experiments lud ein Fotograf mehrere andere ein, einen Tag lang seine Arbeit auszuprobieren.

Beim ersten Event der Serie, das Anfang 2019 stattfand, lud Landschaftsspezialist David Noton vier Canon Botschafter zu einem Fotoshooting an der Jurassic Coast in Dorset, England, ein. Die Teilnehmer waren die Sportspezialisten Marc Aspland und Eddie Keogh, Familienfotografin Helen Bartlett und Hochzeitsfotograf Sanjay Jogia.

Alle vier verbrachten 24 Stunden weit außerhalb ihrer Komfortzone, um weniger vertraute Motive und genrespezifische Techniken in den Griff zu bekommen, darunter Langzeitbelichtungen, den Einsatz von Stativen und Filtern sowie viel Geduld. „Man muss völlig andere Fähigkeiten beherrschen“, kommentierte Keogh damals. Ein Jahr später haben wir uns mit allen vier Fotografen getroffen, um herauszufinden, was sie aus dem Event gelernt haben und welche Auswirkungen es nach der Rückkehr in ihre jeweiligen Genres auf ihre Arbeit hatte.

Ihre Erfahrungen zeigen, dass es enorme kreative Vorteile bringt, eine Auszeit einzulegen oder seine Freizeit zu nutzen, um die eigene Komfortzone zu verlassen und mehr über ein anderes Genre zu erfahren – egal ob Landschaft, Makro, Porträt, Video oder einen anderen Bereich. Einige dieser Vorteile haben sich als höchst unerwartet erwiesen ...

Eddie Keogh's aerial shot of the England men's football team training, with a landscape behind.
Sportfotograf Eddie Keogh berichtet: „Wenn sich mir seit dem Tag mit David die Chance bietet, bei einer Aufnahme das szenische Moment zu betonen, ohne einen wichtigen Moment zu verpassen, ergreife ich sie und begebe mich an einen anderen oder höheren Aussichtspunkt.“ Aufgenommen mit einer Canon EOS-1D X Mark II mit einem Canon EF 24-70mm f/2.8L II USM Objektiv, Verschlusszeit 1/1000 Sek., Blende 1:5,6 und ISO 200. © Eddie Keogh
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Eddie Keogh: Ein Auge für die breitere Szene

Eddie Keogh, seit mehr als 30 Jahren als professioneller Sportfotograf tätig und offizieller Fotograf der englischen Nationalmannschaft, sagt, dass sein Tagesausflug in die Landschaftsfotografie ihm geholfen hat, seinen Blick auf Sportaufnahmen zu verändern und seine Arbeit um eine neue Dimension zu erweitern.

„Die wichtigste Erkenntnis für mich war, dass ich manchmal etwas breiter denken muss“, sagt er. „Als redaktioneller Sportfotograf besteht meine Aufgabe darin, die Geschichte zu erzählen, und das bedeutet oft, dass ich das Bild des Siegtreffers beim Fußball oder den entscheidenden Versuch beim Rugby einfangen muss. Wenn sich mir seit dem Tag mit David jedoch die Chance bietet, bei einer Aufnahme das szenische Moment zu betonen, ohne einen wichtigen Moment zu verpassen, ergreife ich sie und begebe mich an einen anderen oder höheren Aussichtspunkt.“

„Das funktionierte beispielsweise, als ich die englische Mannschaft in Portugal beim Dehnen vor dem Training fotografierte. Ihre Formen, die Linien des wunderschön gepflegten Platzes und die umliegenden Hügel schufen eine sportliche Landschaft. Ein weiteres Mal zahlte es sich bei einem Standard-Actionbild während eines Länderspiels aus, einen breiteren Ausschnitt zu wählen, da die Ränge hinter den Spielern von den Farben der englischen Fans geprägt waren.“

A tilt-shift family portrait uses out-of-focus foliage to frame the people, taken by Helen Bartlett.
Seit dem Landschaftsshooting mit David Noton experimentiert Helen Bartlett bei ihren Aufnahmen von Kindern und Familiengruppen mit Tilt-und-Shift-Objektiven. Aufgenommen mit einer Canon EOS R mit einem Canon TS-E 45mm f/2.8 Objektiv, Verschlusszeit 1/1600 Sek., Blende 1:2,8 und ISO 800. © Helen Bartlett
The sun setting over sea, lighting up white cliffs, photographed by Marc Aspland.

Vier Top-Profis lernen, wie man Landschaften fotografiert

Die Sportfotografen Eddie Keogh und Marc Aspland, die Familienfotografin Helen Bartlett und der Hochzeitsfotograf Sanjay Jogia lernen beim Canon Ambassador Exchange mit David Noton die Geheimnisse der Landschaftsfotografie kennen.

Helen Bartlett: Aufnahmen mit unkonventioneller Ausrüstung für vielseitige Effekte

Helen Bartlett, deren Spezialität darin besteht, Kinder aller Altersstufen und Familiengruppen aufzunehmen, sagt, dass die Landschaftsaufnahmen sie vor allem dazu ermutigt haben, mit der Verwendung eines Canon Tilt-und-Shift-Objektivs zu experimentieren. Diese Art von Objektiven wird häufig in der Architektur- und Landschaftsfotografie verwendet, um konvergierende vertikale Linien zu korrigieren oder die Fokusebene zu manipulieren. Für Familienporträts sind sie jedoch eine eher ungewöhnliche Wahl.

„Die größte Auswirkung auf meine Fotografie war die Inspiration, verschiedene Objektive auszuprobieren und dabei die Fokus-Peaking-Markierungen auf meiner Canon EOS R zu verwenden“, sagt Bartlett. „Das war eine meiner großen Entdeckungen auf unserer Reise und bedeutete, dass ich sofort sehen konnte, wo der Fokus lag.“

„Der Ambassador Exchange inspirierte mich dazu, Tilt-und-Shift-Objektive auszuprobieren, um zu sehen, wie ich sie in meine Porträtarbeit integrieren konnte. Außerdem mache ich in meiner Freizeit jetzt mehr Landschaftsbilder. Ich habe mir ein Canon TS-E 45mm f/2.8 Objektiv besorgt und begonnen, es bei meinen Aufnahmen von Neugeborenen zu verwenden, um einigen Bildern ein anderes Gefühl zu verleihen. Durch den Einsatz von Fokus-Peaking konnte ich ein klares Bild der Fokusebene erhalten, wodurch ich einige kreative Bilder erstellen konnte, die meinen Kunden sehr gefallen haben.“

A bride and groom stand beneath the boughs of a huge tree, photographed from afar by Sanjay Jogia
Hochzeitsfotograf Sanjay Jogia war beeindruckt von der Art und Weise, wie David Noton Menschen in seine Landschaftsfotografie einbezieht. Aufgenommen mit einer Canon EOS-1D X Mark II mit einem Canon EF 24-70mm f/2.8L II USM Objektiv bei 70 mm, Verschlusszeit 1/250 Sek., Blende 1:4 und ISO 200. © Sanjay Jogia
A bride and groom stand on a coastal path, photographed from below by Sanjay Jogia.
Über das Fotografieren von Landschaftsaufnahmen mit Noton sagt Jogia: „Es war faszinierend, weil es mir erlaubt hat, einen Schritt zurückzutreten und mein Denken ein wenig zu befreien, statt mich nur auf einen komplett freien Hintergrund für Aufnahmen eines Paars zu beschränken.“ Aufgenommen mit einer Canon EOS-1D X Mark II mit einem Canon EF 16-35mm f/2.8L II USM Objektiv (mittlerweile ersetzt durch das Nachfolgemodell Canon EF 16-35mm f/2.8L III USM) bei 27 mm, Verschlusszeit 1/250 Sek., Blende 1:10 und ISO 200. © Sanjay Jogia

Sanjay Jogia: Vielfältige Elemente in einem Bild

Sanjay Jogia ist auf indische Hochzeiten spezialisiert, und seine Bilder reichen von Porträts aus der Nähe bis hin zu Aufnahmen des Hochzeitspaars als Teil einer deutlich breiteren Szene. Er sagt, dass er durch das Fotografieren von Landschaften gelernt habe, die Umgebung besser zu nutzen. Außerdem setzt er jetzt verstärkt Landschaftsfotografie-Techniken zur Steuerung der Belichtung ein.

„Das Wichtigste, was ich mir von David abgeschaut habe, war sein Ansatz für Menschen in seinen Landschaften“, sagt er. „Viele Fotografen, nicht nur Landschaftsfotografen, neigen dazu, Personen aus ihren Bildern zu entfernen oder lange Belichtungszeiten zu verwenden, damit sie sich ‚aus der Aufnahme bewegen‘. Davids Ansatz besteht jedoch darin, sie als Teil der Landschaft zu betrachten. Wenn ich jetzt ein Porträt mit einem Paar aufnehme, das eine Landschaft im Hintergrund umfasst, überdenke ich die Elemente, aus denen sich eine Landschaft zusammensetzt, jetzt ganz neu und nutze das, was um mich herum geschieht.“

„Es war faszinierend, weil es mir erlaubt hat, einen Schritt zurückzutreten und mein Denken ein wenig zu befreien, statt mich nur auf einen komplett freien Hintergrund für Aufnahmen eines Paars zu beschränken.“

„In Bezug auf die Belichtung hat die Verwendung von Gradationsfiltern beim Ambassador Exchange meine eigene Technik beim Einsatz von Blitz für Außenporträts weiter verstärkt. Mithilfe von Gradationsfiltern kann ich die Helligkeit des Himmels verringern, um eine ausgeglichenere Belichtung von Himmel, Landschaft und Menschen in der Kamera zu erzielen, sodass meine Blitzgeräte nicht so viel leisten müssen.“

A black and white landscape shows a lake, with water blurred by a long exposure by Marc Aspland'.
Marc Asplands Aufgabe als Chief Sports Photographer für die Times in Großbritannien lässt ihm in der Regel keine Zeit zum Nachdenken. Doch seit dem Canon Ambassador Exchange weiß Aspland, wie man das Tempo mit Landschaftsfotografie verlangsamt. Aufgenommen mit einer Canon EOS-1D X Mark II mit einem Canon EF 24-70mm f/2.8L II USM Objektiv bei 24 mm, Verschlusszeit 1/10 Sek., Blende 1:10 und ISO 100. © Marc Aspland

Marc Aspland: Die Freuden der Geduld

Von den vier Canon Botschaftern, die bei David Notons Landschaftsshooting dabei waren, hatte die Erfahrung wahrscheinlich die größte Wirkung Marc Aspland, der seit 1993 als Chief Sports Photographer bei der Times tätig ist.

Wie er erzählt, drehte sich seine gesamte Karriere um das Fotografieren von rasanter Action mit den höchsten Verschlusszeiten und die sofortige Weiterleitung der Bilder. Der Prozess der Verlangsamung und der bedachten Aufnahme einer Szene hinterließ bei ihm jedoch einen bleibenden Eindruck. Jetzt nimmt er in seiner Freizeit Landschaftsbilder in Schwarzweiß auf.

„Dieser Moment am windigen Strand von Dorset, als David seine Hände auf meine Schultern legte und sagte: ‚Mach langsam, Marc‘, hat meine Welt völlig verändert“, sagt er. „Es war, als ob ich dem Fotografen, der ich bin, den Rücken kehren musste. Wenn ich beim Sport den entscheidenden Moment verpasse, ist er für immer verschwunden. Aber die Landschaft der West Bay verändert sich nie. Nichts verändert sich, ist aber trotzdem ständig im Wandel. Das Licht wechselt mit unendlicher Feinheit, wie die Wellen, die die Kieselsteine an der Küste umspülen. Als ich dort stand, wurde meine Planung sehr sorgfältig und durchdacht.“

Seitdem fotografiert Aspland privat Landschaften. Mit einem Stativ und Filtern bricht er in der Morgendämmerung auf, um Aufnahmen mit Langzeitbelichtung einzufangen. Er begann mit der Aufnahme von Bildern am Lake Windermere in Cumbria, England, und hat seitdem an einem Strand an der Südwestküste Schottlands fotografiert, den er schon seit über 25 Jahren regelmäßig besucht, aber noch nie fotografiert hat.

„Endlich habe ich die Geduld entdeckt und wurde mit Landschaftsfotos belohnt, die zu Hause an meinen Wänden hängen“, sagt er. „Davids Anwesenheit spüre ich bis heute, wenn ich versuche, eine Welt der Fotografie einzufangen, die sich sehr von den Bildern unterscheidet, die ich in meinem Arbeitsleben fotografiere.“

Verfasst von David Clark


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