Female cinematographers Laela Kilbourn and Claudia Raschke.
Die Kameraführung ist ein besonders von Männern dominierter Bereich der Filmbranche. Laut dem jährlichen Celluloid Ceiling Report waren nur 5 % der Kinematografen der 250 erfolgreichsten Filme 2019 Frauen. Laela Kilbourn (links) und Claudia Raschke versuchen, das Bewusstsein für Frauen in der Branche zu erhöhen und andere Frauen zu ermutigen, eine Karriere in der Filmproduktion in Betracht zu ziehen. © Shaun Lucas und Gia Sergovich

Als die Liste der ausschließlich männlichen Nominierungen in der Kategorie „Beste Regie“ bei den Academy Awards 2020 enthüllt wurde, konnte sich Gastgeberin Issa Rae einen Kommentar nicht verkneifen. „Herzlichen Glückwunsch an diese Männer“, sagte sie trocken. Ihre Worte verbreiteten sich wie ein Lauffeuer und trafen einen Nerv, nachdem auch bei den Golden Globes nur männliche Regisseure nominiert worden waren.

Laut dem Celluloid Ceiling Report 2019, einer etablierten jährlichen Studie der Filmbranche, waren 21 % der Regisseure, Autoren, Executive Producer, Editoren und Kameraleute, die bei den besten 250 Filmen dieses Jahres in den USA mitgewirkt hatten, Frauen. Auf wenn es sich dabei um einen neuen Rekord handelt, ist diese Zahl seit 1998 um gerade einmal 4 % gestiegen. In der 90-jährigen Geschichte der Oscars wurde bisher nur eine einzige Frau mit diesem Preis ausgezeichnet: Kathryn Bigelow für „The Hurt Locker“ 2009. Warum gibt es in der Filmindustrie immer noch eine so bedeutende Geschlechterkluft?

Diese Frage haben wir den erfolgreichen Kamerafrauen Claudia Raschke und Laela Kilbourn gestellt. Raschke arbeitete als Director of Photography bei fünf Oscar-nominierten Dokumentarfilmen, darunter „RBG“ über Ruth Bader Ginsburg, die erste weibliche Richterin des Obersten Gerichtshofs in den USA. Außerdem wirkte sie an Kunstfilmen, Fiction-Filmen und Werbespots mit. Kilbourn war als Kamerafrau bei TV-Shows wie „Castle Rock“ und „Jack Ryan“ tätig und hat zahlreiche preisgekrönte Dokumentationen gefilmt.

Hier sprechen beide Frauen über ihre Erfahrungen, diskutieren, wie technologische Fortschritte Hindernisse für Einsteiger beseitigen, und schlagen vor, was getan werden kann, um Veränderungen herbeizuführen ...

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Verschiedene Wege in die Branche

In den 1980er Jahren studierte Raschke Tanz in New York und arbeitete nebenbei als Kellnerin, als ein Kollege – der zufälligerweise auch Kinematografielehrer war – bemerkte, dass sie ein gutes fotografisches Auge hatte. Er fragte sie, ob sie schon einmal an eine Karriere in der Kinematografie in Betracht gezogen hatte. „Ich hatte keine Ahnung, worum es dabei ging“, erinnert sie sich. Als sie jedoch ihren Freund zum Set begleitete, war sie „fasziniert“. Er gab ihr Arbeit, ermutigte sie, zur Filmschule zu gehen, empfahl sie anderen und brachte damit ihre Karriere ins Rollen. „Mein Durchbruch war möglich, weil jemand sagte: ‚Ich glaube an diese Person, sie hat Talent‘.“

Kilbourn schlug eine traditionellere Route ein und arbeitete sich vom Set-Runner nach oben. Sie stellte jedoch fest, dass sie sich immer selbst anspornen musste. „Jeder Schritt, den ich in der Hierarchie nach oben gemacht habe, passierte nur, weil ich mich selbst dazu gedrängt habe“, sagt sie.

Cinematographer Laela Kilbourn operating a video camera.
Laela Kilbourn begann ihre Karriere als Set-Runner und arbeitet jetzt als Kamerafrau bei TV-Shows wie „Castle Rock“ und „Jack Ryan“. Sie sagt jedoch, dass sie sich ständig selbst anspornen musste.
Cinematographer Claudia Raschke operating a video camera.
Claudia Raschke beim internationalen Filmfestival EnergaCAMERIMAGE 2019. Als sie ihrer Familie sagte, dass sie Kamerafrau werden wollte, entgegnete man ihr, dass das eine Männerwelt sei, in der sie keine Chance hätte. © Roman Bosiacki

„Ob bewusst oder unbewusst – Frauen werden in Schubladen gesteckt“

Kilbourn sieht die Ursache für die Herausforderungen, denen weibliche Filmemacher gegenüberstehen, in Klischees. „Die Kameraführung ist traditionell ein Männerberuf“, sagt sie. „Es ist eine technische und körperliche Aufgabe. Sie erfordert Ausdauer und eine gehörige Portion Muskelkraft. Das sind Dinge, die man Frauen zumindest in der westlichen Gesellschaft nicht unbedingt zutraut.“

Frauen in der Branche sind daher beim Versuch, ihre Karriere voranzubringen, zusätzlichem Druck ausgesetzt, meint Raschke. „Frauen in der Filmindustrie müssen doppelt so hart arbeiten wie Männer, weil sie gegen dieses Stigma ankämpfen müssen. Kann eine Frau das schaffen? Hat sie genug Durchhaltevermögen? Kann sie den Stress, die Kameratechnologie, die Software, die hohen Budgets bewältigen?“

Und eine Frau am Set, fügt Raschke hinzu, „darf sich keine Fehler erlauben, weil sie alle Frauen in der Branche repräsentiert. Man muss besonders vorsichtig sein und ein gutes Beispiel abgeben. Wenn man scheitert, spricht sich das herum, und die Tür kann sich ganz schnell schließen.“

Cinematographer Julie Monière filming in Katmai National Park, Alaska.

Frauen im Filmgeschäft: Einstieg in die Filmbranche

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„Wir müssen gegen unsere Vorurteile kämpfen“

Das größte Hindernis für Frauen sind laut Kilbourn die „Schlüsse, die Menschen in ihren Köpfen ziehen, ohne sie überhaupt auszusprechen. Sie bieten dir den Auftrag nicht an, sie sehen sich dein Portfolio nicht an, sie empfehlen dich nicht weiter. Und das nur, weil sie unbewusst denken, dass du nicht qualifiziert bist – oder weil sie glauben, dass ein Mann, mit dem sie gerade zusammengearbeitet haben, besser qualifiziert ist. Dabei wissen sie nicht einmal, warum sie das denken“, sagt sie. „Das geht sowohl Männern als auch Frauen so.“

Um echte Veränderungen zu bewirken, brauchen wir einen offeneren Dialog, müssen unsere inhärenten Vorurteile hinterfragen und Frauen für Aufträge empfehlen. „Die Leute in der Branche müssen bereit sein, Aufträge an Personen zu vergeben, die sie möglicherweise nicht sofort dafür in Betracht gezogen hätten“, sagt sie. „Vielleicht kann jemand, von dem man es nie erwartet hätte, die Situation retten oder etwas mitbringen, an das man noch gar nicht gedacht hatte.“

Cinematographer Laela Kilbourn sitting on a chair.
Kilbourn und Raschke mussten beweisen, dass sie gut genug sind, um in einer von Männern dominierten Branche zu arbeiten. „Als Frauen lehnen wir uns gegen ein System auf, das seit jeher der Meinung ist, dass wir von Natur aus unqualifiziert sind“, sagt Kilbourn. © Shaun Lucas und Gia Sergovich
Cinematographer Claudia Raschke talking.
Raschke glaubt, dass Frauen in der Branche einander helfen müssen. „Es ist nicht so, als würde eine von uns ein Exempel statuieren und damit allen anderen den Weg ebnen“, sagt sie. „So funktioniert das nicht. Frauen haben meiner Meinung daher die Verantwortung, anderen die Tür offenzuhalten. So verändern wir die Dinge.“ © Shaun Lucas und Gia Sergovich
The lens on a Canon EOS R being changed.

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Die Zeiten ändern sich

Die Branche ändert sich langsam. „Seit Beginn meiner Karriere vor 25 Jahren hat sich vieles verändert“, sagt Kilbourn. „Ich sehe viel mehr Frauen, die filmen und sich der Welt präsentieren, sei es in den sozialen Medien oder in der Dokumentarwelt.“

Fortschritte in der Technologie überwinden Hindernisse in Bezug auf die Budgetbeschränkungen der Branche. Als Kilbourn ihre Karriere begann, kostete eine Filmkamera der Einstiegsklasse 100.000 US-Dollar. Die heutigen Modelle sind schon zu einem ein Zehntel dieses Preises erhältlich. Kilbourn hat viel mit der Canon EOS C300 und ihrem Nachfolgemodell, der Canon EOS C300 Mark II gearbeitet, die sie als bemerkenswert benutzerfreundlich empfindet. „Besonders in der Dokumentation reagiert man auf Ereignisse, sobald sie eintreten. Die Ausrüstung muss dabei in der Lage sein, ebenfalls zu reagieren“, sagt sie. „Die Canon EOS C300 Mark II ist nicht so auffällig wie viele andere Kameras und wirkt daher nicht so einschüchternd. Gleichzeitig ist sie eine komplexe Kamera, die viele Aufgaben bewältigen kann.“

Raschke lobt das kreative Potenzial des Super-35-mm Canon CMOS-Sensors mit 8,85 Megapixeln in der Canon EOS C300 Mark II. Als Einsteiger, so erklärt sie, „braucht man eine breite Palette an Farben, Kontrasten und Möglichkeiten, aber auch eine Kamera, die benutzerfreundlich ist, damit man nicht überfordert wird. Für mich hat Canon eine Auszeichnung verdient, weil das Design der Kamera und die leicht verständlichen Menüs für Einsteiger perfekt geeignet sind.“

Cinematographer Laela Kilbourn operating a cine camera.
Immer mehr Frauen wagen sich in die Branche vor, doch Kilbourn ist der Ansicht, dass es wahre Veränderungen nur geben kann, wenn sich die Einstellung der Gesellschaft gegenüber Geschlechterrollen nachhaltig wandelt. © Sarah Shatz
Cinematographer Claudia Raschke holding a cine camera.
Es ist wichtig, dass Frauen in der Filmindustrie anerkannt werden – sowohl für diejenigen, die über eine Karriere in der Branche nachdenken, als auch für die Gesellschaft als Ganzes. „Um uns von diesem Stigma zu befreien, müssen mehr Frauen für ihre Leistung gefeiert werden – nicht nur im Kleinen, sondern auch bei großen Events wie den Oscars“, sagt Raschke.

Erfolg ist ebenso wichtig wie Zugang

Präsenz ist wichtig, sagt Kilbourn in Bezug auf die rein männlichen Nominierungslisten. „Es ist wichtig, dass Frauen anerkannt werden und ihre Arbeit auf die gleiche Weise geschätzt wird. Sonst sehen Einsteigerinnen keine Vorbilder, und in der Gesellschaft setzt sich weiterhin der Eindruck fort, dass Frauen für diese Arbeit nicht gemacht sind oder dass sie es zwar können, aber eben nicht die Besten sind.“

„Dabei dreht sich alles um Gewohnheiten – Denkgewohnheiten, Ansichtsgewohnheiten. Es gibt nur wenige millionen- oder milliardenschwere Filme, bei denen eine Frau Regie geführt hat, hinter der Kamera stand oder für das Editing verantwortlich war. Es gibt sie zwar, sie erregen aber nicht unbedingt Aufmerksamkeit. Und das ist ein systematisches Problem. Ein gesellschaftliches Problem. Wir können es nicht nur in der Filmindustrie und nirgendwo sonst lösen. Wir müssen es in allen Bereichen gleichzeitig angehen.“

Verfasst von Lucy Fulford & Rachel Segal Hamilton


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