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Frauen in der Fotografie: Allison Joyce „konnte nicht nur zuschauen“

Two 10-year-old Bangladeshi girls smile as they drag their surfboards into the sea, with the beachfront and hotels of Cox’s Bazar in the background.
Die Surfermädchen aus Bangladesch sind eine Gruppe von acht kontaktfreudigen Mädchen im Alter von 10 bis 13 Jahren, die in Cox's Bazar, einer Küstenstadt im Südosten von Bangladesch, leben und arbeiten. Armut zwang sie, früh erwachsen zu werden, da sie jeden Tag am Strand Schmuck und Eier verkaufen müssen, um ihre Familien zu unterstützen. Doch der Surfer, Rettungsschwimmer und Strandarbeiter Rashed Alam brachte etwas mehr Spaß in das Leben der Mädchen, indem er ihnen nach der Arbeit Surfen und Skateboardfahren beibrachte. Hier surfen die 10 Jahre alten Mädchen Aisha und Johanara im Wasser von Cox's Bazar im Golf von Bengalen. Aufgenommen mit einer Canon EOS 5D Mark II mit einem Canon EF 50mm f/1.4 USM Objektiv. © Allison Joyce/Redux

Allison Joyces Arbeit untersucht Menschenrechte, geschlechtsspezifische Themen und Geschichten über Empowerment, die die Wahrnehmung Südasiens als von Armut und Teilung geplagte Region hinterfragt. Im Jahr 2009 tauschte die Canon Fotografin die geschäftigen Nachrichtenzentralen New Yorks gegen ein Leben als Korrespondentin, also als freiberufliche Fotojournalistin, die regelmäßig Beiträge an Nachrichtenorganisationen liefert, in Bangladesch und Indien. Dabei arbeitet sie für Getty Images, internationale Publikationen, Nachrichtenagenturen, kommerzielle Kunden und Nichtregierungsorganisationen. Bald wurde ihre physische Präsenz zu einer emotionalen Bindung. Hier spricht sie darüber, wie sie die Grenze zwischen fotojournalistischer Beobachterin und aktiver Unterstützerin überschritt.

Joyce wuchs in Boston auf und begann ihre Karriere in New York als Fotografin für die Daily News und die New York Post, wo sie journalistische Erfahrungen im lokalen 24-Stunden-Nachrichtenzyklus sammelte. „Ich hatte an einem Tag die verschiedensten Geschichten, von einem großen nationalen Nachrichtenereignis über eine Pressekonferenz bis hin zu einer Frau, deren Katze durch die Feuerwehr gerettet wurde, einer Porträtsitzung und schließlich einer Restaurantkritik. Das war eine fantastische Ausbildung“, sagt sie.



2009 entschied sich Joyce jedoch, New York zu verlassen, um nach Südasien zu reisen, wo sie ihr neues Leben als Korrespondentin in der Region begann. „Ich reiste sechs Monate lang allein mit dem Rucksack durch die Gegend und arbeite an Fotogeschichten in Indien und Bangladesch. Dort konnte ich mit minimalem Budget lange reisen und genau die Art von Geschichten erzählen, die ich erzählen wollte. Die sechs Monate haben mein Leben verändert. Mir wurde klar, dass ich kein in den USA ansässiger Freiberufler sein wollte, sondern Geschichten in Südasien erzählen wollte. Seitdem springe ich zwischen Bangladesch und Indien hin und her."

Unerwartete Geschichten erzählen

Young Bangladeshi woman Ali Moti stands in a small, dark room with a hammock over a bed.
Hier ist Ali Moti in ihrem Zuhause in Moturapiur in den Sundarbans, Bangladesch, ein Jahr nachdem ihr Ehemann Nabo Kumar Mandol beim Fischen im Kanal von einem Tiger getötet wurde. Sie weiß nicht, wie alt sie ist, aber schätzt sich auf 25. Ali arbeitet nun, um sich selbst, ihre zwei Kinder, ihren Bruder und ihre Schwägerin zu ernähren. Sie hat eine Arbeit, bei der sie die Straßen in ihrer Stadt repariert, und verdient dabei 1.500 Taka (14 US-Dollar) pro Woche. Aufgenommen mit einer Canon EOS 5D. Aus Joyces Reihe „Tiger Widows“. © Allison Joyce/Redux
Christian Ziegler’s

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Joyces Arbeit ist eine Kombination aus Aufträgen für Getty Images und langfristigen Geschichten, die sie selbst verfolgt hat. „Etwa 80 bis 90 % der Geschichten, die ich hier behandle, sind Dinge, die mir wirklich sehr am Herzen liegen“, fährt sie fort. „Ich habe das Gefühl, dass Indien eine große Medienaufmerksamkeit erfährt. Ich verfolge jedoch eher die Geschichten, über die die meisten Leute nicht berichten. Bangladesch hat genauso viele interessante Geschichten wie Indien, die es ebenfalls verdienen, erzählt zu werden.“


Ihr Engagement für das Land stammt von ihrer Leidenschaft für seine schönen Landschaften und für die Menschen Bangladeschs. „Ich glaube, die Menschen hier sind die gastfreundlichsten und warmherzigsten, die ich je getroffen habe, und die natürliche, unberührte Landschaft mit dem grünsten Grün, das man sich vorstellen kann, und den blauen Flüssen überall ist einfach wunderschön“, findet sie. „Die Geschichten, über die ich berichte, sind solche, die noch nicht erzählt wurden. Ich möchte nicht wie ein klischeehafter Fotojournalist klingen, aber ich glaube, dass einige dieser Geschichten das Potenzial haben, etwas zu verändern.“


Der Gegenstand einer ihrer ersten Geschichten in Bangladesch waren die Tigerwitwen in den Sundarbans, einem riesigen Wald an der Küste des Golfs von Bengalen. „Ich ging ursprünglich dorthin, um über eine andere Geschichte zu berichten, geriet dann aber durch Zufall in die Beerdigung eines Mannes, der von einem Tiger getötet worden war. Als wir anfingen, Fragen zu stellen, fanden wir heraus, dass im Laufe der letzten Jahre die Zahl der Tigerangriffe aufgrund des Klimawandels gestiegen ist. Dieser macht die Felder salziger. Immer mehr Menschen werden daher in den Wald gedrängt, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, wodurch sie einem höheren Risiko ausgesetzt sind. Ich fand das interessant. Ich habe auch herausgefunden, dass jeder eine wirklich faszinierende Geschichte hatte, was mich anspornte, über soziale Probleme dort zu berichten.“

Die Surfermädchen von Bangladesch

Bangladeshi surf girl Johanara walks out of the sea onto the beach, carrying a surfboard over her head. The sun behind her silhouettes her shape.
Johanara geht mit Ihrem Surfbrett in Cox's Bazar, Bangladesch. Als die Surfermädchen älter wurden, wurden sie am Strand, an dem sie arbeiteten, von Männern belästigt. Ihre Eltern ermutigten sie daher zu heiraten. Joyce half, Geld für die Mädchen zu sammeln, sodass sie sich bei der Schule anmelden konnten und nicht mehr den ganzen Tag am Strand arbeiten mussten. Viele von ihnen sind die ersten in ihren Familien, die in die Schule gehen. Aufgenommen mit einer Canon EOS 5D Mark II mit einem Canon EF 24mm f/1.4L USM Objektiv. © Allison Joyce/Redux

2014 wurde Joyces unglaubliches Projekt über Mädchen im Teenageralter, die in Bangladesch das Surfen erlernten, weltweit in Zeitschriften wie TIME und National Geographic veröffentlicht. „Es begann als kleiner Auftrag für Getty, bei dem ich über die Surf-Szene in Cox's Bazar berichten sollte“, erklärt sie. „Ich verbrachte drei oder vier Tage damit, die Männer im Surf-Club und ihren Alltag zu fotografieren. Etwas später erfuhr ich jedoch, dass einer der Männer die kleinen Strandmädchen (die Imbisse und Souvenirs verkaufen) unter seine Fittiche genommen und begonnen hatte, ihnen Surfen und Skateboardfahren beizubringen. Ich hatte noch nie solche Mädchen wie diese irgendwo in Südasien gesehen. Männer belästigten sie am Strand, doch sie setzen sich zur Wehr. Ich war so beeindruckt. Damals war ich noch ziemlich neu in Bangladesch, aber ich lernte schnell, wie stark patriarchisch das Land ist. Daher dachte ich: ‚Wow, surfende Mädchen sind eine tolle Geschichte.‘


Es verwandelte sich in ein langfristiges Projekt für mich, und ich begann, die Mädchen ein paar Mal im Jahr zu besuchen. Es wurde zu einer dieser Geschichten, bei der ich entschied, nicht nur Beobachterin sein zu können. Als die Mädchen am Strand dann im letzten Jahr und im Jahr davor nicht genug Geld verdienten, um zu essen oder ihre Familien zu ernähren, rief ich eine Spendenwebsite ins Leben, um ihnen jeden Monat Lebensmittel zu beschaffen.“


Es gilt in der Regel als unangemessen, wenn Fotojournalisten in ihre Motive eingreifen, aber Joyce sieht das pragmatisch. „Ich habe die Geschichte beeinflusst, und das Einzige, was ich tun kann, ist dies offen zuzugeben. Ich war lange Zeit eine Fotojournalismus-Puristin, aber das ist leichter gesagt als getan. Man ist in erster Linie Mensch, und wenn man eine Person kurz vor dem Verhungern sieht, muss man eine Entscheidung treffen.“

Unterstützung für verletzliche Mädchen und Frauen

Young girls at the Veerni Institute work together in exercise books, with text books in front of them.
Mädchen lernen im Veerni Institute für Kinderbräute in Rajasthan, Indien. Manche Mädchen sind erst neun oder zehn Jahre alt, wenn sie verheiratet werden, leben aber erst bei ihren Ehemännern, wenn sie etwa 15 Jahre alt sind. Wenn Eltern sich einverstanden erklären, die Übergabe ihrer Tochter an ihre Schwiegereltern zu verzögern, bietet ihnen das Veerni Institute eine kostenlose Ausbildung, Mahlzeiten und eine Tafel. Aufgenommen mit einer Canon EOS 5D Mark III mit einem Canon EF 24mm f/1.4L USM Objektiv. © Allison Joyce

Neben ihrem langfristigen, emotional intensiven Projekt mit den Surfermädchen aus Bangladesch konnte Joyce sich auch einige lohnenswerte Einzelaufträge sichern. Im Jahr 2016 schickte sie ein Auftrag für das Magazin „Marie Claire“ an das Veerni Institute, eine private Wohltätigkeitsorganisation in Rajasthan, Indien. Diese hilft Mädchen auf dem Land, die dem Risiko einer Kinderhochzeit ausgesetzt sind.


„Die Mädchen erhalten eine Internatsunterkunft, private Tutoren, gesunde Speisen und werden auf eine hervorragende Privatschule geschickt“, sagt sie. „Über diese Geschichte habe ich gerne berichtet, denn oft spricht man nur über die Dinge, die schief laufen.“ Viele der Mädchen, die das Internat besuchten, haben später einen höheren Bildungsweg verfolgt und Stipendien zur Finanzierung ihrer Universitätsstudien gewonnen.

Two Bangladeshi girls cry together on a bunk bed, one sat on the bed and the other kneeling on the floor, her head in her friend’s lap.
Mädchen aus Bangladesch, die in indische Bordells verschleppt wurden, brechen im Rehabilitationsheim der Organisation „Rescue Foundation/Free a Girl“ in Mumbai, Indien in Tränen aus, als sie erfahren, dass das Hochkommissariat von Bangladesch in Mumbai ihre Reisegenehmigungen für die Rückkehr nach Hause verweigert hat. Aufgenommen mit einer Canon EOS 5D Mark II mit einem Canon EF 50mm f/1.4 USM Objektiv. © Allison Joyce

Joyce hat jetzt fest ihre Zelte in Südasien aufgeschlagen und engagiert sich mit Feuereifer für ihre Arbeit dort. „Ich hatte in den letzten Jahren wirklich großes Glück, dass mir ein Redakteur eine E-Mail schickt und fragt, ob ich über eine Geschichte in dieser Region berichten kann, die mir sehr am Herzen liegt.


Kürzlich konnte ich mir die Unterstützung einer Nichtregierungsorganisation sichern, dank der ich in den letzten sieben Monaten an einer Geschichte über Menschenhandel arbeiten konnte. Das ist das erste Mal, dass mir eine Finanzierung zur Verfügung steht, um eine Geschichte über eine solche lange Zeit hinweg detailliert und kontrolliert zu behandeln.“


Bangladesch mag ein kleines Land sein, aber Allison Joyce und ihre Arbeit werden weiterhin dafür sorgen, dass wir das Land und seine Menschen nicht aus den Augen verlieren.

Verfasst von Lottie Davies


Allison Joyces Ausrüstung

Die Ausrüstung, die Profis für ihre Fotos verwenden

American photographer Allison Joyce takes a photograph of herself in a mirror, holding a Canon DSLR, next to a young Asian girl who is brushing her hair.

Kamera

Canon EOS 5D Mark III

Dies ist eine 22,3 MP Vollformat-Spiegelreflexkamera mit 61-Punkt-Autofokus und Reihenaufnahmen mit bis zu 6 B/s, die eine manuelle Steuerung aller Einstellungen ermöglicht und über einen integrierten HDR-Modus verfügt.

Objektiv

Canon EF 50mm f/1.4 USM

Mit seiner hohen Lichtstärke und dem blitzschnellen AF-System bietet dieses kompakte, leistungsstarke Standardobjektiv Zuverlässigkeit auf jedem Gebiet der Fotografie.

Objektiv

Canon EF 24-70mm 1:2,8L II USM

Dieses professionelle Standard-Zoomobjektiv bietet eine hervorragende Bildschärfe und robuste Qualität der L-Serie. Dank der konstanten Blende von f/2.8 können Sie herausragende Fotos selbst bei wenig Licht aufnehmen und die Schärfentiefe mit Leichtigkeit steuern.

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