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Hat der Fotojournalismus im digitalen Zeitalter eine Zukunft?
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Ausgrenzung, Armut, Gewalt und sogar Tod sind nur einige der Bedrohungen, denen viele Frauen auf der ganzen Welt ausgesetzt sind, wenn ihre Ehemänner sterben. Die amerikanische Fotojournalistin Amy Toensing hat vier Jahre ihres Lebens den Geschichten dieser Frauen gewidmet.
Von Hindu-Witwen wird behauptet, dass sie ihren Familien Unglück bringen, weshalb sie oft aus ihrem Zuhause vertrieben und von der Gesellschaft geächtet werden. So sehen sie sich gezwungen, in Kommunen zu leben und auf der Straße zu betteln. Doch viele Frauen setzen sich zur Wehr und stellen die Tradition auf dem Kopf – mit farbenfroher Kleidung und Schmuck treten sie aus dem Schatten.
„In Indien, insbesondere in traditionelleren Gebieten, wird von Witwen erwartet, dass sie Weiß tragen“, sagt Amy. „Ich traf eine Frau in einem farbenprächtigen Sari und fragte sie, warum sie ihn trägt. Sie antwortete: ‚Hier in Indien gibt es ein Sprichwort: Wer am Morgen eine Frau in Weiß sieht, hat den ganzen Tag Pech.‘ Sie wollte einfach nicht die Ursache für das Pech einer anderen Person sein. Als starke Frau hinterfragte sie einfach die Gegebenheiten.“
Was den Mut dieser Frau noch beeindruckender macht, ist, dass sie als Kind als Dienerin verkauft und dann in eine arrangierte Ehe gezwungen wurde. Das Leben meine es nicht gut mit ihr. Als sie als „verwöhnte“ Frau in ihr Dorf zurückkehrte, wurde sie ausgestoßen. Viele indische Witwen kommen schließlich gemeinsam in Ashrams, religiösen Stätten, unter, müssen aber betteln, um die gemietete Unterkunft zu bezahlen.
„Sie wurde mit neun Jahren einfach von ihrer Familie an eine andere Familie abgegeben. Sie selbst hatte keinerlei Kontrolle darüber“, sagt Toensing. „Wo sollte man überhaupt anfangen, das Leben dieser Frau zu verbessern? Ohne jegliche Schuld geriet sie in diesen Kreislauf – hauptsächlich einfach, weil sie eine Frau war. Einem Sohn hätte man das nicht angetan. Das sind solche Momente, in denen man gar nicht weiß, wie man das alles verarbeiten soll.“
Entschlossen, die Geschichten dieser Frauen zu erzählen, stürzte sich Toensing in ein langfristiges Projekt über Witwen in Indien, Uganda und Bosnien, an dem sie seit 2013 arbeitet. Ihre Aufnahmen macht sie dabei mit einer Canon EOS 20D, EOS 5D Mark II und EOS 5D Mark III. Die Idee für das Projekt „Widowhood“ kam ihr 2005, während sie in Nepal unterwegs war. Auf einem Umweg über Indien, wo in einigen Gemeinden erwartet wird, dass Witwen bis an ihr Lebensende trauern, traf und fotografierte sie Frauen, die nach dem Tod ihrer Ehemänner stigmatisiert wurden. Damit legte sie den Grundstein für das Projekt.
„Die Story ließ mich nicht los, aber erst 2013 erhielt ich eine Finanzierung durch das Pulitzer Center on Crisis Reporting“, erinnert sich Amy, die regelmäßig Beiträge in National Geographic veröffentlicht und bereits für die New York Times, das Wall Street Journal, die Newsweek und das Time Magazine gearbeitet hat. „Ein Autor und ich schlugen die Story vor. Wir gingen einen Monat lang nach Indien, um daran zu arbeiten. Wir kehrten mit ziemlich viel Material zurück. Daraufhin entschloss ich, mich an National Geographic zu wenden, die das Thema als Story aufgriffen. Bis dahin waren wir nur in Indien. Dank National Geographic erweiterten wir das Projekt auf Uganda, Bosnien und Herzegowina.“
Wer in Uganda zur Witwe wird, riskiert, seine Kinder, sein Zuhause, sein Land, seine Würde und sogar sein Leben zu verlieren. Obwohl das ugandische Gesetz vorschreibt, dass Männer und Frauen bei Erbschaftsangelegenheiten die gleichen Rechte haben, herrscht dort eine tief verwurzelte Tradition der gewaltsamen Aneignung von Land und Eigentum. Infolgedessen werden viele verwitweten Frauen sozial ausgestoßen und ihres gesamten Hab und Guts beraubt.
In Bosnien und Herzegowina veränderte sich die Struktur ganzer Gemeinden nach dem Massaker von Srebrenica 1995, bei dem mehr als 7.000 bosniakische Männer und Jungen getötet wurden, erklärt Amy. Die Frauen wurden zu Familienoberhäuptern, und viele setzen sich seitdem für die Rechte der Völkermordopfer ein. Die Auseinandersetzung mit dem bosnischen Konflikt stürzte Amy bisweilen in „Momente der vollständigen Verzweiflung über den Zustand unserer Gesellschaft und der Menschheit“. Dennoch arbeitete sie unermüdlich, um die Stärke, den Mut und die Widerstandsfähigkeit der Frauen zu dokumentieren, die sie traf.
„Ich habe meinen Motiven gegenüber viele Verpflichtungen“, sagt sie. „Es liegt in meiner Verantwortung, meine Motive mit Würde zu zeigen, ihre Geschichten zu offenbaren und zuzuhören, wer sie sind. Das lässt sich dann hoffentlich gut in Bilder übertragen und gibt ihnen das Gefühl, dass sie gehört werden. Bei all meinen Arbeiten geht es um Zusammenarbeit. Es muss eine gewisse Beteiligung geben. Meine Motive müssen damit einverstanden sein, dass ihre Geschichte erzählt wird.“
Es liegt in meiner Verantwortung, meine Motive mit Würde zu zeigen … zuzuhören, wer sie sind.
Amys Werk „Widowhood“ wurde beim diesjährigen internationalen Festival des Fotojournalismus Visa pour l'Image in Perpignan ausgestellt. Wie bei den meisten ihrer Arbeiten stellte Amy auch für dieses Projekt umfassende Recherchen an. Zeitungsartikel, Interviews und sogar Romane erwiesen sich irgendwann im Laufe ihrer Arbeit alle als nützliche Informationsquellen. „Ich tauche gerne in die Recherche ab“, sagt sie. „Ich möchte den lyrischen Aspekt einer Story finden. Dazu trete ich einen Schritt zurück und schreibe darüber. Ich schreibe einfach alles auf, was mir einfällt, um genau herauszufinden, wo sich die Story versteckt.“
Um die eigenen Werke bei National Geographic vorzustellen, müssen diese einen starken visuellen Charakter aufweisen, erklärt Amy. Auf der Suche nach einem Schwerpunkt für ihr Projekt überlegte sie sich Themen oder Wörter für jeden Ort, den sie besuchte. In Indien wählte sie Schönheit und Weiblichkeit, da sie das Gefühl hatte, dass die Frauen, mit denen sie ihre Zeit verbrachte, dieser Dinge beraubt worden waren. Die bittere Härte, die diese Frauen durchmachen müssen, ist nicht zu leugnen. Dennoch war Amy entschlossen, sie als starke, aber dennoch weibliche Personen zu zeigen.
Ich wollte die feminine Seite dieser Frauen hervorheben und zeigen, dass sie schöne Menschen sind
„Es waren wirklich beeindruckende Frauen, aber wegen all der Stigmata wurden sie nicht mehr als weibliche Wesen wahrgenommen“, sagt sie. „Ich wollte diese Seite dieser Frauen betonen und zeigen, dass sie nicht unsichtbar, sondern immer noch schöne Menschen sind.“
Weitere Informationen zur Canon EOS 5D Mark III finden Sie auf der Produktseite.
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