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Not From Here: Felicia Simion über das Einfangen von Orten
„Ich mache eigentlich keine Selbstporträts, aber dies war ein ganz besonderer Moment.“ Felicia Simion beschreibt die oben gezeigte Aufnahme, mit der sie den ersten Preis bei einem Wettbewerb von Canon Rumänien gewann. Es zeigt das Spiegelbild von Simion mit ihrem Ehemann in einem Zugwaggon auf der Reise von Bukarest nach Wien im Sommer 2017. Das Paar war auf dem Weg zum Fotografie-Festival von Deauville, wo Simion als einer von fünf Finalisten beim Jeune Talent Award eine Ausbildung im Wert von 5.000 EUR gewonnen hatte. Anstatt das Flugzeug zu nehmen, entschloss sich das Paar zu einer längeren Anreise nach Frankreich. „Es ging darum, Zeit zu verschwenden – obwohl es eigentlich keine Verschwendung, sondern vielmehr ein Gewinn war. Ich wollte die Langsamkeit der Reise erleben.“
Die 23-jährige rumänische Fotografin sicherte sich schließlich den Jeune Talent Award, wusste bei ihrer Ankunft in Deauville jedoch noch nicht, was sie während ihrer Ausbildung fotografieren würde. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Simion in ihrer Arbeit ihre unmittelbare Umgebung untersucht. „Ich war nie viel auf Reisen. Stattdessen konzentrierte ich mich auf das, was um mich herum ist: meine Familie, meine Heimatstadt, mein Dorf, mein Land.“ In ihrem Projekt „The Playground“ folgt die Fotografin beispielsweise ihrem jüngeren Cousin Felix, während sich bei „Eggs, Pots and Oranges“ alles um das tägliche Geschehen im Haus ihrer Großmutter dreht. Obwohl sie vertraute Motive erfassen, stecken ihre Bilder voller Wunder. „Als ich mit dem Fotografieren begann, betrachtete ich die Menschen plötzlich mit anderen Augen“, sagt sie. „Es war faszinierend, da mit einer Kamera einfach alles interessant wirken kann. Es ist wie ein Wechsel der Perspektive.“
Bei ihrer Ankunft in Deauville schlug Simion jedoch einen Richtungswechsel ein. „Ich dachte vorher, ich wollte Straßen- oder Dokumentarfotografie machen, doch die Dinge entwickelten sich in eine ganz andere Richtung“, sagt sie. Für Ihre Serie „Not From Here“ zeigt sie sich in Ganzkörperanzügen an verschiedenen Orten der Stadt, um das Gefühl der Fremdheit an einem neuen Ort zu vermitteln. „Am ersten Abend verliebte ich mich in den Strand und die Architektur um ihn herum. Sie brachten mich dazu, etwas Surrealistisches zu machen, also von René Magritte inspirierte Fotografie.“
Im Anzug gekleidet mit geöffnetem Kopfteil und teilweise durch einen Overall bedeckt spazierte Simion durch Deauville, bis sie einen interessanten Ort fand. Zunächst sollte eigentlich ihr Ehemann das Kostüm tragen, aber als es eintraf, stellte es sich als zu klein heraus. Stattdessen stellte er sich als Modell auf, während Simion die Bildkomposition und die Belichtung bestimmte, und tauschte dann schnell mit ihr den Platz, um den Auslöser zu betätigen. „Er musste lernen, wie ich zu denken und zu erkennen, was ich mit den Bildern erreichen wollte“, erinnert sie sich. „Wir machten viele Versuche, bis wir die perfekte Aufnahme gefunden hatten.“
Die meisten Bilder wurden am frühen Morgen oder am Abend aufgenommen, wenn sich das Licht von seiner magischsten Seite zeigt. Selbst dann war es im vollständig geschlossenen Kostüm sehr heiß, und Simion konnte nur schwer atmen und kaum etwas sehen. Manchmal hielten sie Leute auf der Straße an und baten sie um ein Foto. „Das war ein seltsames Erlebnis“, sagt sie. „Ich musste meine Angst überwinden, entblößt zu werden. Obwohl die Leute mein Gesicht nicht sahen, fühlte ich mich sehr sichtbar.“
Ich musste meine Angst überwinden, entblößt zu werden. Obwohl die Leute mein Gesicht nicht sahen, fühlte ich mich sehr sichtbar.
Jede Kulisse hat ihren eigenen Reiz, aber ein verlassenes Waisenhaus sprach sie besonders an. Im zugewucherten Garten, umgeben von wilden Rosenbüschen, fand sie eine viereckige Tafel mit einem Schwarzweiß-Muster, das genau dem Muster auf einem ihrer Anzüge entsprach. Dieser merkwürdige Zufall unterstrich das unheimliche Gefühl dieses einsamen Orts. „Es war eine tolle Location, aber ich nahm dort nur zwei Bilder auf, da die Atmosphäre einfach zu überwältigend war“, sagt sie. „Drinnen war es kalt und ungemütlich, und im Innenhof heulten 100 Seemöwen. Es war wirklich unheimlich.“
Simion begann mit der Fotografie im Alter von 13 Jahren. Nachdem sie die Arbeiten von Magnum-Legenden und neuen Künstlern kennengelernt hatte, entschied sie sich, professionelle Fotografin zu werden. „Davor hatte ich mehrere Leidenschaften – Schreiben, Malen, Singen“, sagt sie. „Die liebe ich immer noch, aber die Fotografie hat mich einfach getroffen. Ich hatte mich festgelegt.“ "Ihre Eltern unterstützten ihre Ambitionen und kauften ihr eine Canon EOS 400D, die sie nutzte, bis sie im Alter von 16 Jahren eine Canon EOS 7D bei einem Wettbewerb von Michael the Maven gewann. Dieses Jahr wechselte sie auf eine Canon EOS 7D Mark II."
Der Sieg beim Wettbewerb von Canon Rumänien bot ihr die Möglichkeit, ins Ausland zu reisen. Sobald sie ihren Master in Ethnologie, kultureller Anthropologie und Folklore an der Universität von Bukarest abgeschlossen hat, möchte Simion nach Lateinamerika reisen, und zwar nach Peru oder Bolivien. Dort möchte sie ihre mit „Not From Here“ begonnene Arbeit fortsetzen – wenn möglich in der Salzpfanne Salar de Uyuni, von der sie schon seit ihren ersten Schritten als Fotografin träumt. Wohin sie diese experimentelle kreative Reise führen wird, ist noch ungewiss. Klar ist jedoch, dass Simion vom Reisefieber gepackt wurde. „Ich bringe meine Identität an einen neuen Ort und beobachte, was dabei herauskommt.“
Weitere Informationen zur EOS 7D Mark II finden Sie auf der Produktseite.
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