CSRD: kleines Akronym, große Veränderungen

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Wenn Sie das Akronym „CSRD“ bereits kennen, ist die Chance hoch, dass Sie an der Einhaltung dieser Richtlinie beteiligt sind. Wenn nicht, wird Sie das Folgende interessieren. Der Titel „Corporate Sustainability Reporting Directive“ (Richtlinie zur Unternehmens-Nachhaltigkeitsberichterstattung) klingt schmucklos, doch dahinter verbirgt sich die bisher größte Kampagne, durch die Unternehmen mehr Informationen über ihre Nachhaltigkeitskonzepte liefern, als je zuvor. Sie können sich das Ganze als eine neue Scorecard für Umwelt- und Sozialverträglichkeit vorstellen.

Ab 2025 werden große Unternehmen Informationen zu mehr als eintausend spezifischen Aspekten offenlegen müssen. Dazu gehört alles rund um die Themen Treibhausgasemissionen, Abfallproduktion, mit dem Klimawandel verbundene Risiken, Diversität, Menschenrechte, Arbeitsbedingungen und gemeinnütziges Engagement. Sogar Cybersicherheit, Datenschutz, Korruption und Bestechlichkeit zählen dazu, neben vielen weiteren Punkten. Auf welche Art Unternehmen ihre Geschäfte ausüben, wird genauso unter die Lupe genommen, wie die Referenzen aller Firmen, mit denen sie Ein- und Verkäufe tätigen. Der daraus resultierende Bericht, wie die EU ihn vorsieht, soll zur Prüfung vorgelegt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Dadurch könnten theoretisch alle diese Informationen nutzen, um zu entscheiden, für welche Marken sie Geld ausgeben wollen – und für welche nicht.

Die Idee dahinter ist natürlich, Unternehmen für ihre Tätigkeiten (oder ihre Untätigkeit) im Bereich Umwelt, Soziales und Governance zur Rechenschaft zu ziehen. Die ersten Berichte müssen bis 2026 fertiggestellt sein und das vorhergehende Geschäftsjahr abdecken; kleinere Unternehmen beginnen mit dieser Arbeit ein Jahr später. Sie haben daher mehr Zeit, sich vorzubereiten und an die Anforderungen der neuen Aufgabe anzupassen, die viel Zeit und Ressourcen beanspruchen wird. Das liegt teilweise am Anspruch der „doppelten Wesentlichkeit“. Unternehmen müssen nun auf zweierlei Art berichten: einerseits, wie ihre Tätigkeiten sich auf Umwelt und Gesellschaft auswirken (Impact Materiality) und andererseits, wie ökologische und soziale Aspekte sich auf ihren Geschäftsbetrieb auswirken (Financial Materiality).

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Insgesamt werden etwa 50.000 Unternehmen diese Berichte erstellen müssen. Und während damit die Messlatte der Transparenz für Nachhaltigkeit, Arbeitsbedingungen und Governance in der gesamten EU angehoben wird, könnte dies auch zu einem Sanktionierungssystem führen, beispielsweise Geldstrafen für diejenigen, die die Erwartungen nicht erfüllen und dahingehend keine Fortschritte machen.

„Weil es nicht nur ein einmaliger Bericht ist“, erklärt Peter Bragg, unser Sustainability & Government Affairs Director. „Es ist eine jährliche Aktivität, was für viele Unternehmen eine grundlegende Veränderung bedeutet. Zudem wird es ein wesentlicher Antrieb sein und künftig den Nachhaltigkeitsansatz und die umfassendere Strategie beeinflussen.“

Dirk Meier, Senior Project Director für unsere Umsetzung der CSRD in Canon EMEA, fügt hinzu: „Nicht nur das. Die CSRD wird außerdem finanzielle und nicht-finanzielle Aspekte und Informationen erstmals in einen Gesamtzusammenhang bringen.“ Das bedeutet, dass Prüfer, Kunden, Stakeholder und Mitarbeitende dank der CSRD eine klare Sicht auf die Fortschritte erhalten, was letztlich der Kern des Ganzen ist.

Diese vollkommen transparente Art der Berichterstattung bedeutet auch, dass Unternehmen mit unterdurchschnittlichen Ergebnissen Reputationsschäden riskieren, mitsamt der potenziellen Auswirkungen, die sich allein daraus ergeben können. Beispielsweise können sie, je nachdem, an welcher Stelle sie zu wenig leisten, von engagierten Bürgern, Umweltverbänden und sogar Mitarbeitenden vor rechtliche Herausforderungen gestellt werden.

Dieses Risikopotenzial ist für viele Unternehmen, vor allem für kleinere, Anlass zur Besorgnis. Sie müssen einerseits unmittelbare Investitionen in die sorgfältige Analyse ihrer aktuellen Geschäftspraktiken tätigen und andererseits Lösungen umsetzen, um Verbesserungen in Problembereichen zu erzielen. „Das wird möglicherweise einen gewaltigen kulturellen Wandel für viele Unternehmen darstellen“, so Peter Bragg. „Doch auch wenn sich das kurzzeitig auf den Umsatz auswirken wird, sollte es nichts sein, wovor man Angst haben muss“, fügt Dirk Meier hinzu. „Dass alle Unternehmen an die Öffentlichkeit gehen müssen, wird Veränderungen vorantreiben, was auf lange Sicht für bessere Geschäfte sorgt.“

„Ein neues Zeitalter der Transparenz ist angebrochen. Wir betrachten die CSRD als Mittel, um mit unseren Kunden ins Gespräch zu kommen. Durch sie können wir unsere Anstrengungen in puncto Nachhaltigkeit auf völlig neue Art präsentieren.“

Doch was ist mit Unternehmen, die Tochtergesellschaften in der EU haben? Ab 2028 gilt die CSRD über die Grenzen der EU hinaus auf globaler Ebene, sodass auch die jeweiligen Muttergesellschaften die Richtlinie einhalten müssen. Und auch das ist gewiss eine gute Sache. „Der Zusammenhang zwischen einer starken unternehmerischen Leistung in puncto Nachhaltigkeit und starken finanziellen Ergebnissen ist bestens bekannt“, erklärt Peter Bragg. „Natürlich geht man davon aus, dass solche Unternehmen einfach gut geführt werden – dass sie tiefgreifendes Wissen über die umfassenderen Risikofragen haben, aus operativer Sicht zukunftsfähig werden wollen und die Bedeutsamkeit zufriedener Mitarbeiter kennen.“

Und das ist ein wirklich wichtiger Punkt. Viele Unternehmen, darunter auch wir, achten bereits seit Jahren auf Nachhaltigkeit, selbst, als das noch nicht gesetzlich vorgeschrieben war. Wir tun das aus der Überzeugung heraus, dass die Rücksicht auf Mensch und Planeten ein wesentlicher Schlüssel zum Erfolg ist und die Tür zu neuen Möglichkeiten öffnet. Das hängt eng mit unserer Unternehmensphilosophie Kyosei zusammen, die darin besteht, für das Gemeinwohl zusammen zu leben und zu arbeiten. Für uns ist die CSRD einfach nur ein Mittel, um sicherzustellen, dass dieselben hohen Standards für alle Unternehmen gelten, was der gesamten Gesellschaft zugutekommt. Peter Bragg betont: „Wir verpflichten uns dazu, nachhaltiger zu werden und unseren Kunden und Partnern dabei zu helfen, ebenfalls nachhaltiger zu werden. Warum sollten wir uns also nicht über eine Sache freuen, die diesen Prozess hoffentlich beschleunigen wird?“

Erfahren Sie mehr über Nachhaltigkeit bei Canon und wie wir unsere Art des Arbeitens und Produzierens verändern, um eine nachhaltigere Welt für die Menschen und für unseren Planeten zu gestalten. 

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