FILMEN

Die beiden brandaktuellen Filmschaffenden Jade Ang Jackman und Samona Olanipekun fordern den Status quo heraus

Lerne zwei spannende junge Filmschaffende kennen, die mit ihren neuen, von der Produktionsfirma von Sir Steve McQueen und Canon Europe unterstützten Kurzfilmen neue Maßstäbe setzen.
Filmemacher Samona Olanipekun trägt Kopfhörer und zeigt auf etwas, während ein Schauspieler auf einem Stuhl neben ihm sitzt und zwei andere Männer hinter dem Stuhl stehen.

Das Ausprobieren verschiedener Elemente des Filmemachens hat „i and i“-Regisseur Samona Olanipekun (hier mit einem schwarz-weiß gestreiften Hut) geholfen, den filmischen Prozess besser zu verstehen. „Nehmen wir zum Beispiel den Schnitt“, sagt er. „Ich habe es selbst ausprobiert und weiß jetzt, dass wenn ich mit einem versierten Cutter zusammenarbeite, er seine Sache gut macht.“ © Lammas Park Productions / Fotografin: Rekha Garton

Jeder angehende Filmemacher wird bestätigen, dass der Weg zum Erfolg voller Herausforderungen sein kann, aber auch Chancen birgt. Eine Regisseurin und ein Regisseur, die genau wissen, worauf es ankommt, um in der Branche Erfolg zu haben, sind Jade Ang Jackman und Samona Olanipekun. Sie gehören beide zu den Talenten der preisgekrönten Filmproduktionsfirma Lammas Park – gegründet von Sir Steve McQueen, dem britischen Regisseur von 12 Years A Slave, der bei den Academy Awards 2014 als bester Film ausgezeichnet wurde.

Das in Großbritannien ansässige Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, dass Filmemachern und Filmemacherinnen am Anfang ihrer Karriere weniger Hürden in den Weg gestellt werden, was Zugang, Finanzierung und Betreuung betrifft. So sollen neue Talente und neue Arbeiten gefördert werden, die sonst vielleicht nicht die verdiente Aufmerksamkeit erhalten würden.

Lammas Park hat gemeinsam mit Canon Europe die Produktion von zwei Kurzfilmen von Jackman und Olanipekun ermöglicht, die im Jahr 2023 auf Festivals zu sehen sein werden. Die zwei Filmschaffenden haben – ausschließlich mit Kameras und Objektiven aus dem Cinema-Sortiment von Canon – jeweils einen Film zu einem Thema gedreht, das für sie von Bedeutung ist und den Status quo in Frage stellt.

Jackmans Film mit dem Titel Young Hot Bloods, geschrieben von Lydia Rynne, ist ein Action-Drama um eine Jiu-Jitsu-Selbstverteidigungsgruppe von Frauenrechtlerinnen, die sich als Widerstand gegen Polizeibrutalität und sexuelle Belästigung gebildet hat. „Ich glaube, die Leute können sich nicht vorstellen, dass sich die Frauen dieser Zeit dermaßen gewehrt haben“, sagt Jackman. „Ich war begeistert von der Idee, dass sie ihren Körper als eine Form des Protests einsetzten.“

Olanipekuns Film i and i, geschrieben von Daniel Braham, spielt an einem einzigen Sonntag. Er folgt einem Mann an seinem 30. Geburtstag und erforscht die metaphysische Beziehung, die wir zu uns selbst haben. Während der Covid-19-Pandemie hatte Olanipekun die Zeit zum Nachdenken gefunden. „Ich habe über psychische Gesundheit, Männlichkeit, gesellschaftliche Erwartungen und all diese Themen nachgedacht, über die wir so selten sprechen“, sagt er. „Die Stimmen in deinem Kopf können dein bester Freund sein, aber sie können auch dein Feind sein. Ich wollte sehen, wie sich das auf der Leinwand auswirkt.“

Filmemacherin Jade Ang Jackman blickt auf den Bildschirm einer Canon-Kinokamera. Um sie herum stehen mehrere andere weibliche Crewmitglieder.

Schon früh in ihrer Karriere traf die Regisseurin von Young Hot Bloods, Jade Ang Jackman (zweite von links), bewusst die Entscheidung, beim Filmemachen einen anderen Weg einzuschlagen. „Am Anfang habe ich viele herzzerreißende Dokumentarfilme über geschlechtsspezifische Gewalt gedreht“, sagt sie. „Ich fing an, über die Ethik nachzudenken, vor allem, wenn du etwas drehst und dann vielleicht selbst ähnlichen Sexismus erlebst. Dann begann ich am Format des Dokumentarfilms zu zweifeln und wollte einen anderen Weg gehen.“ © Lammas Park Productions / Fotografin: Rekha Garton

Filmemacher Samona Olanipekun spricht mit einem größeren Mann in einer roten Jacke. Im Hintergrund sind unscharf ein blauer Sportwagen und mehrere Reihenhäuser zu sehen.

Olanipekun denkt nicht über konkrete Themen nach, sondern trifft seine Entscheidungen „instinktiv“. „Ich denke über allgemeinere Dinge nach, z. B. über den Zustand des Menschen“, erklärt er. „Ich will Themen, die in die Tiefe gehen, die komplex und nicht leicht zu definieren sind. Ich interessiere mich für moralische Ambiguität und Geschichten, die unsere Vorstellungen hinterfragen.“ © Lammas Park Productions / Fotografin: Rekha Garton

Von Null anfangen

Nach ihrem Jurastudium an der London School of Economics wurde Jackman klar, dass der Anwaltsberuf nichts für sie war. Sie interessierte sich jedoch weiterhin für Rechtsgeschichte und Menschenrechte und arbeitete während ihres Studiums ehrenamtlich bei einer Organisation, die Migrantinnen und geflüchtete Frauen unterstützt. So kam sie zum Dokumentarfilm und zum investigativen Journalismus, drehte selbst Videos für VICE und dann für The Guardian und erzählte Geschichten über Gewalt gegen Frauen.

2018, Jackman war gerade erst 24 Jahre alt, gewann sie mit ihrem Dokumentarfilm Calling Home auf dem Future Film Festival des British Film Institute den Preis für den besten britischen Kurzfilm in der Altersklasse von 19 bis 25 Jahren. Das war ein entscheidender Moment für sie. „Zum ersten Mal hatte ich die Möglichkeit, etwas zu auszudrücken, das sich wie ich anfühlte“, sagt sie. „Außerdem war es eine Chance, etwas Stilvolleres zu machen. Ich konnte etwas schaffen, das authentisch war, und das erlaubte mir, als Künstlerin zu wachsen.“

Olanipekun kam in seiner Jugend nur wenig mit der Welt des Films in Berührung. Da er überhaupt keine Vorstellungen davon hatte, wie man einen Film dreht, entschied er sich stattdessen für ein Studium der Fotografie. „Mit 17 kannte ich nicht einmal den Unterschied zwischen einem Regisseur und einem Produzenten“, sagt er. „Aus heutiger Sicht hätte ich mich nicht wieder für eine Fotografiestudium entschieden. Ein einzelnes Bild ist für mich zu begrenzt.“

Olanipekun widmete sich seiner Canon EOS 7D (die inzwischen von der Canon EOS 90D abgelöst wurde), um damit eigene Filme zu drehen und zu bearbeiten, Kurzfilme zum Spaß mit Freunden zu drehen, Hochzeiten zu fotografieren und Inhalte für kleine Unternehmen zu produzieren. Es war ein Lernprozess, der ihn dazu brachte, über seine Arbeitsweise nachzudenken.

Ein Techniker mit weißen Handschuhen reinigt den Sensor einer Canon Kamera.

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„Mir ist aufgefallen, dass ich bei der Bedienung der Kamera und all den anderen technischen Aufgaben des Filmemachens nur mittelmäßig bin“, sagt Olanipekun. „Meine Stärken lagen eher beim Schreiben und in der Regie. Meine Aufmerksamkeitsspanne ist zu kurz, um mich lange auf eine Sache zu konzentrieren, deshalb erschien es mir sinnvoll, mich auf alle beweglichen Teile gleichzeitig zu konzentrieren.“

Drei junge Frauen stehen dicht beieinander und lächeln in die Kamera. Hinter ihnen ist eine Straße mit Kopfsteinpflaster und Ziegeln zu sehen, und die Frau in der Mitte hält eine Klappe mit der Aufschrift „SUFFRAJITSU“.

„Filmemachen ist eine echte Teamarbeit, deshalb bringt jedes einzelne Crewmitglied und jeder und jede Verantwortliche etwas Wertvolles in das Team ein“, sagt Jackman. „Am Anfang ist das den Leuten nicht unbedingt klar.“ © Lammas Park Productions / Fotografin: Rekha Garton

Deine Stimme finden

Lammas Park hat es sich zur Aufgabe gemacht, unterrepräsentierten Regisseurinnen und Regisseuren, die sozial und kulturell transformative Geschichten erzählen, eine Plattform zu bieten. „Wir wollten die Gelegenheit nutzen, durch diese Canon-Partnerschaft differenzierte Geschichten zu erzählen“, sagt Mia Powell, die Geschäftsführerin des Unternehmens. „Wir haben uns mit Olanipekun und Jackman zusammengesetzt und über ihre zukünftige Karriere nachgedacht und darüber, wie sie durch diese Filme zu ihren nächsten Schritten beflügelt werden könnten.“

Jackman wollte unbedingt mehr Kämpferinnen sehen, vor allem solche mit mehr Komplexität. „Ich habe mich immer gefragt, warum ich so lange gebraucht habe, um meine Stimme zu finden“, sinniert sie. „Erst seit 2012 dürfen britische Boxerinnen bei den Olympischen Spielen antreten. Manchmal tut es richtig gut, jemanden zu sehen, der so ist wie man selbst.“

Jackman hatte sich schon immer für Kampfsportarten interessiert, aber die Covid-19-Pandemie gab ihr die nötige Zeit, um sich ihrer Leidenschaft intensiver zu widmen. Zweistündige Solo-Trainingseinheiten, bei denen sie den Matrix-Soundtrack hörte, Kampfszenen im Kino und das Krimidrama „Gangs of London“ halfen ihr dabei, herauszufinden, was sie wirklich fesselt – Action. „Meine Großmutter wuchs in Malaysia auf, als Japan dort einmarschierte, und mein Großvater war in einem Kriegsgefangenenlager“, erzählt sie. „Als ich fünf Jahre alt war, konnte ich schon sechs verschiedene Arten von Gift aufzählen. Mein Vater ist sehr sportlich und hatte immer schon ein scharfes Auge.“

Auch Jackman trainierte Kampfsport. Dabei lernte sie ein Netzwerk von Kämpferinnen kennen, darunter die Stuntfrau und Waffenspezialistin Ayesha Hussain, die in ihrem Film mitspielt. Als Jackman das Action-Genre für sich entdeckte, war sie erstaunt, wie wenige Frauen in der ersten Reihe standen. „Wer hat bei all den großen Kriegsepen wie Gladiator Regie geführt?“, fragt sie. „Warum hat keine Frau bei einem Bond-Film Regie geführt? Es inspiriert mich, interessante und dominante Frauen in diesem Bereich zu sehen. The Woman King unter der Regie von Gina Prince-Bythewood ist ein perfektes Beispiel dafür.“

Als Olanipekun 2018 im Auftrag des Barbican Centre in London die Gelegenheit bekam, Kindred zu produzieren, fühlte er sich auch bestärkt, seine eigene audiovisuelle Sprache zu entwickeln.

Kopf und Schultern einer Person mit Brille, die auf einen kleinen Vogel blickt, der wachsam auf einer Werkbank sitzt.

Die Canon Ausrüstung hinter „All That Breathes“

Kameramann Ben Bernhard erklärt, wie er die Auswirkungen der Luftverschmutzung in Delhi mit einer Canon EOS C500 Mark II in seinem von Sundance unterstützten Dokumentarfilm in Szene gesetzt hat.

Noch im selben Jahr gewann er auf dem Kurzfilmfestival Aesthetica den Preis für den besten Experimentalfilm. „Es war das erste Projekt, das ich nur für mich selbst gemacht habe“, erklärt er. „Ich hatte bestimmte Gefühle und Gedanken und wollte sie in der Sprache des Films ausdrücken.“ Auf Filmfestivals hatte Olanipekun auch seine ersten Erfolgserlebnisse. „Es gab ein interessiertes Publikum und die Leute konnten sich mit meiner Arbeit identifizieren.“

Ein weiteres wichtiges Element auf dem Weg zur eigenen Stimme ist die Fähigkeit, viele verschiedene Dinge auszuprobieren und sich von Misserfolgen nicht entmutigen zu lassen. „Du wirst Fehler machen und mit Rückschlägen und Hindernissen konfrontiert werden“, sagt Olanipekun. „Für mich kann ich sagen, dass alle meine Misserfolge mich bis hierher gebracht haben.“

Filmemacher Samona Olanipekun unterhält sich mit einem Mann, der Kopfhörer trägt und ein Aufnahmegerät um den Hals hat.

„Es geht darum, das beste Team zusammenzubringen, das deine Vision unterstützt“, sagt Olanipekun über die Entstehung von i and i. „Lammas Park hat in diesem Bereich einen enormen Einfluss.“ © Lammas Park Productions / Fotografin: Rekha Garton

Mehr als „Diversität“

„Lammas Park besteht aus einem unglaublich diversen Team, es ist eine Art Matriarchat“, sagt Mia Powell. „Und 50 % von uns haben halt zufällig braune oder schwarze Haut. Diese Mischung ist nicht vorgeschrieben, aber sie sorgt für neue kreative Denkansätze.“

Für Olanipekun steht die Verbindung zum Publikum und die Vermittlung von Emotionen im Vordergrund. „Der Protagonist in meinem Film ist ein schwarzer Mann, der gerade 30 geworden ist. Wir wollten aber nie, dass der Film auf diese Aspekte beschränkt wird“, sagt er. „Ich möchte, dass jeder sagen kann: ‚Ich bin zwar nicht schwarz, aber ich kann mich damit identifizieren. Ich bin zwar kein Mann, aber ich kann es nachvollziehen. Ich werde zwar nicht 30, aber ich habe diese Gefühle auch schon erlebt.‘“

Powell betont, dass Inklusion nicht nur vor, sondern auch hinter der Kamera wichtig ist. Olanipekun, Jackman und Powell sind sich einig, dass beim Filmemachen die Einbeziehung aller Stimmen entscheidend ist. „Geschichten werden durch die Einbeziehung verschiedener Stimmen viel reicher“, sagt Jackman.

Eine altmodische Nähmaschine steht auf einem Schreibtisch. Ein dunkelvioletter Stoff liegt unter der Maschine.

Young Hot Bloods erzählt die Geschichte einer Gruppe von Frauenrechtlerinnen in den frühen 1900er Jahren, die ihre Ketten abwerfen und sich gegen das System zur Wehr setzen (siehe Bild vom Set). Jackman, die leidenschaftlich an starke und vielfältige weibliche Charaktere glaubt, ist sehr stolz auf ihren Kurzfilm. Sie ist der Meinung, dass sich die Branche insgesamt nun endlich in die richtige Richtung bewegt. „Ich bin begeistert von den weiblichen Charakteren, die wir auf der Leinwand zu sehen bekommen. Zum Beispiel die unglaubliche Viola Davis in The Woman King, und auch Michelle Yeoh bekommt endlich etwas Anerkennung. Sie ist stark, sie ist elegant und sie ist zufällig auch schon über 60“, schwärmt sie. © Lammas Park Productions / Fotografin: Rekha Garton

Die Herausforderungen in der Welt des Filmemachens

Es ist gerade eine spannende Zeit für Regisseure und Regisseurinnen, auch wenn Powell zugibt, dass es für diejenigen, die am Anfang ihrer Karriere stehen, aufgrund der „Kluft in Sachen Chancen“, wie sie es nennt, schwer sein kann. „Je mehr wir in die nächste Generation von Geschichtenerzählern und -erzählerinnen investieren, desto mehr einzigartige und vielfältige Kreationen werden in die Welt getragen“, sagt sie. „Viele Marken haben das verstanden, aber es wird dauern, bis sich die Werbelandschaft so verändert, dass sie diese Arbeitsweise annimmt.“

Wenn es darum geht, anderen, die in der Branche Fuß fassen wollen, Ratschläge zu geben, sind die beiden Filmschaffenden ganz offen. „Mein wichtigster Rat für junge Filmschaffende ist, sich bewusst zu machen, dass sie sich in einen Findungsprozess begeben“, sagt Jackman. „Seid ehrlich zu eurem wahren Ich und den Geschichten, die ihr erzählen wollt.“

Olanipekun ergänzt: „Seid offen für Ratschläge und Kritik, aber denkt auch daran, für eure Ideen zu kämpfen.“

Auch wenn sich das Filmemachen wie ein Wettbewerb anfühlt, hat doch jeder etwas Einzigartiges zu bieten, ergänzt Olanipekun. „Nur ihr könnt die Geschichten erzählen, die ihr erzählen wollt.“ Das ist eure Geheimwaffe.

Mehr über Jackman, Olanipekun und Powell erfährst du in dieser Episode des Canon Podcasts „Shutter Stories“:

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